Ligat ha'Al
Sammy Ofer Stadion
17.150 Zuschauer (ca. 300 Gäste)
Obwohl schon das ein oder andere Spiel hätte angesteuert werden konnte, sollte dieser Kick der erste der Reise werden. Nach einem kurzen Gespräch mit einer Bekannten gab es direkt zwei Freikarten in allerbester Lage. Somit ging es gemütlich zum Ground, um dann doch noch mal die nahgelegene Mall zu besuchen und sich zwei Bierchen für den Zeitvertreib zu besorgen. Zurück am goldschimmernden Stadion hatte ich noch die Hoffnung die Leipziger Reisegruppe zu treffen, aber leider vergeblich. Und so ging es 30 min vor Anpfiff in das schmucke Stadion, in dem bereits fleißig und teilweise recht laut erste Lieder im Fanblock der Gastgeber gesungen wurden.
Auf der Nordtribüne befindet sich im Unterrang der Fanblock der Grünen. Die Haupt-Ultra-Gruppe sind die Green Apes, die sich 2001 gründeten. Daneben gibt es noch zwei weitere Gruppen mit den Ultra Boys Haifa und dem Inferno Verde, die zwar ultraorientiert sind, sich jedoch auch öfters außerhalb des Stadions sportlich betätigen. Die Green Apes sind unpolitisch und haben in der bunt gemischten Stadt auch christliche und muslimische Araber in ihren Reihen. Sie pflegen keine aktiven Freundschaften mehr, hatten in ihrer Anfangszeit jedoch enge Kontakte zu zwei Gruppen bei Panathinaikos Athen, die aber mit der Zeit im Sande verliefen. Die Ultra Boys Haifa fanden sich von Beginn an in der Nähe der Green Apes ein und sind ebenfalls unpolitisch. Sie unterhalten enge Freundschaften zu den Ultras South von Hapoel Beer Sheva und den Ultra Boys von Werder Bremen. Das Inferno Verde wurde 2010 gegründet und ist nationalistisch geprägt und waren sowohl im alten als auch im neuen Stadion auf der gegenüberliegenden Seite der eigentlichen Fankurve zu finden. Erst im Lauf der letzten Saison entschied sich das Inferno am Rande der Nordkurve niederzulassen.
Die Fanszene von Maccabi Haifa gilt als eine der besten
Szenen des Landes, die nahezu immer mit etwas Optischem in ein Spiel startet
und so gab es auch heute, vor der absoluten Minuskulisse in dieser Saison, eine
kleine Choreo. Papierrollen in den Vereinsfarben Grün-Weiß-Schwarz flogen aus
der Nordkurve gen Spielfeld. Die Stimmung während dem Spiel war zu Beginn sehr
gut und wurde öfters auch von großen Teilen der gesamten Kurve getragen, im
Laufe des Spiels schwankte die Stimmung jedoch deutlich. Optisch ist die
Nordkurve mit ihren Zaunfahnen und Schwenkfahnen, Schal- und Hüpfeinlagen
definitiv sehenswert. Die Ultra Boys zeigten noch ein Spruchband gegen das
israelische Sportportal „One“. Das Inferno Verde verdeutlichte mit zahlreichen
Israel-Fahnen ihre politische Gesinnung beim Gastspiel des einzigen arabischen
Erstligisten und präsentierte einen Banner gegen die Polizei.
Überraschend stark war der Auftritt der Gäste. Zunächst
tummelten sich etwa 200 Leute im Gästeblock, von denen etwa 50 eher selten auf
sich aufmerksam machten. Mit dem Halbzeitwechsel, stieg die Zahl aber auf gut
300 und spätestens nach dem Ausgleich und dem Siegtreffer kurz vor Schluss,
ließ sich der Support sehen. Hauptgruppe beim arabischen Club sind die „Ultras
Sachnin“, die antifaschistisch sind und mit den „Ultras Hapoel“ von Hapoel Tel
Aviv befreundet sind. So hingen am Geländer des Blocks neben den beiden großen
„Ultras Sachnin“ und „Duha Gate“ Fahnen der Antifa und mit Che Guevara
Konterfei.
Während und nach der Partie kam es heute zudem zu
Auseinandersetzungen. Zunächst schien es im Gästeblock szeneninternen Streit
gegeben zu haben, wie mir die Reisegruppe aus Leipzig mitteilte, wovon ich
jedoch nichts mitbekam. Umso offensichtlicher der Stress im Heimsektor, wo die
Security einen Becherwerfer herausbitten wollte und hierbei einige Schellen einstecken
musste, ehe die Polizei den Spuk beendete.
Als ich nach dem Spiel Richtung Bushaltestelle ging,
kamen auch die Fans aus Sachnin auf dem Weg zu ihren Autos hinter der
Gegengerade vorbei und machten dabei verbal keinen Hehl aus ihrer Einstellung
zu Maccabi. Da auch das Inferno Verde und einige weitere Gestalten gerade das
Stadion verließen, ließen sie sich nicht lange bitten und verteilten einige
Hiebe, bis Steinwürfe und die Polizei die Angreifer in die Flucht trieben.
Alles in allem ein netter Abend, schwaches Spiel, aber
gute Unterhaltung. Schade nur, dass es mit dem Treffen mit den Leipzigern nicht
geklappt hat.
Text: Ben
Fotos: Ben und Tim